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8.11.06
Vom Okzident in den Orient (4): Schwein in Serbien
In Belgrad spendiert mir mein lokaler Kumpel Dragan die erste Dusche der Reise. Dazu Bier und Schweinefleisch satt.
Die Nacht vor Belgrad konnten wir kaum schlafen, hatten wir doch anhand einschlaegiger Informationen €rger und Bestechungsgelder an der Grenze eingeplant. Offiziell muss jeder Einreisende alles, was mehr als 100 Euro wert ist, deklarieren. Worauf wir natuerlich keine Lust hatten - auch wenn es nur um vier Mobiltelefone, zwei Laptops, ein Motorrad, ein Mountainbike, einen Kuehlschrank, eine kleine und eine Profi-DV-Kamera und unsere gut versteckten Ultraschallgeraete ging. Die serbischen Grenzer schauten kurz in unsere Karre. Den Abwasch nach dem ueppigen Fastenbrechen-Abendmahl hatten wir extra noch nicht gemacht - um Grenzer vom Durchwuehlen unseres rollenden Heims abzuschrecken.
Wieder einmal klappte der problemlose Grenzuebertritt, doch der serbische Staat sollte uns spaeter noch genug abzocken. Und zwar nicht an den Zoll-, sondern an den Maut-Stationen, die fuer unsere Durchfahrt ueber 100 Euro berechnen sollten. In Belgrad angekommen, musste unser Auspuff repariert werden. Nachdem wir ein paar Werkstaetten vergeblich angelaufen hatten (alle zu teuer), beschloss der Reisechef zu einem ihm bekannten Muslim au§erhalb der Stadt zu fahren, der das Problem dann mit seiner Arab-Clique ganz im islamischen Sinne - und fuer Chef gratis - behob.
Unterdessen traf ich meinen lokalen Kumpel Dragan, der mir nachmittags mit seinen Freunden erst Bier, dann was zu rauchen und dann einen leckeren Schweinefleischburger (Pljeskavica) verabreichte. Dreisprachige, studierte junge Maenner haengen in der Retortenstadt Neu-Belgrad auf den Plaetzen ihrer Blocks rum und schauen Sinti und Roma beim Papier- und Muellsammeln in verwilderten Gruenflaechen zwischen den Haeuserschluchten zu. "Egal, wie ich mich anstrenge, ich finde keinen Job, ich habe Tourismusmanagement studiert, jetzt ist Montenegro und unser letztes Stueck Kueste weg, und nach Kroatien trau ich mich nicht." Erschuetternde Worte, in flie§endem Deutsch natuerlich. Die anderen hatten aehnliche Schicksale, keiner einen Job, aber alle waren hoeher qualifiziert als fuer die 300 Euro Mindestlohn.
Als wir in die Altstadt gingen, bluehten die jungen Maenner allesamt auf, denn es ging darum, mir die Sammlung der in diversen Kriegen erbeuteten Panzer fremder Armeen zu zeigen. Dann tranken wir noch mehr Bier, das wir in kleinen Buden voller Schweinefleischprodukte und anderem Alkohol kauften. Au§erhalb unseres Busses war in Serbien naemlich kein Ramadan! Ich machte bei all den verbotenen Sachen nur mit, weil ich von Dragan ein Gaestebett und meine erste Dusche seit Deutschland versprochen bekommen hatte. Mit Fahne haette ich mich nie zu unserem Parkplatzcamp vors Hyatt-Hotel getraut.
Am naechsten Nachmittag, nachdem unser Motorradvergaser noch gegen eine Cola-Einladung repariert worden war, starteten wir gen Bulgarien.
Posted by jaz at 8.11.06 3:40