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25.10.05
Das Heilige Land als Auftrag
Seit 150 Jahren kuemmern sich Katholiken aus dem Rheinland um ihre Glaubensbrueder in Jerusalem. Dabei geht es mehr als nur ums Missionieren.
Deutsche Welle Hoerfunk&Online, 25.10.2005
Der "Deutsche Verein vom Heiligen Lande" (DVHL) feiert in diesem Jahr sein 150. Bestehen im heutigen Israel. "Ein bisschen antiquiert ist unser Name schon, aber nicht unsere Aufgabenfelder" erklaert Arvid Weinlich, Leiter des Jerusalemer Bueros des DVHL. Weinlich, Jahrgang 1970, ist zustaendig fuer die Verwaltung der Liegenschaften des Vereins im - palaestinensischen - Teil Ost-Jerusalems.
Der Verein, der sich als Bruecke fuer deutsche Katholiken und Pilger ins Heilige Land versteht, hat seine 13.000 Mitglieder vor allem im Erzbistum Koeln, aus dem auch seine Gruender 1854 zur Pilgerfahrt an die biblischen Staetten auszogen. Als Wilhelm Prisac und Johann Anton Ramboux damals die schwierige Situation der katholischen Christen und den schlechten Zustand der heiligen Staetten in Palaestina sahen, regten sie 1855 die Gruendung des "Vereins vom Heiligen Grabe" an, der sich 1895 mit dem "Palaestina-Verein der Katholiken Deutschlands" zusammenschloss.
Marienkirche am Zionsberg
Im Deutschen Kaiserreich wuchs der Verein, der sich "die Staerkung deutschen katholischen Wesens auf dem geheiligten Boden Palaestinas" zum Ziel setzte, auf 30.000 Mitglieder an. Es wurden praechtige Bauten in Jerusalem, wie zum Beispiel die Marienkirche am Zionsberg auf einem von Kaiser Wilhelm II. geschenkten Grundstueck, errichtet. Der Verein kaufte weitere Laendereien an, um deutsche Katholiken in Kolonien in Palaestina anzusiedeln. In Ermangelung von Siedlern aber wurden auf den Liegenschaften in Jerusalem, Emmaus und Tabgha am See Genezareth, die dem Verein zum heutigen Tage erhalten blieben, Kloster und Hospize fuer deutsche Pilger errichtet und Landwirtschaft betrieben.
Schulen mit doppelter Bildung
Das Herzstueck des Engagements, die deutsche Schmidt-Schule fuer europaeische und arabische Maedchen im Ostteil Jerusalems, ist, mit kriegsbedingten Unterbrechungen, seit 1873 in Betrieb. Hier koennen 500 Maedchen aus arabisch-christlichen, aber auch aus muslimischen Familien einen Schulabschluss machen, der dem jordanischen Abitur gleichkommt. Sie lernen Deutsch und Englisch und erhalten eine hoch qualifizierte Grundlage fuer ihr Arbeitsleben.
Finanziert wird die Schule durch Schulgeld und Spenden: Der Verein erhaelt traditionell die gesamte Palmsonntagskollekte der katholischen Kirchen Deutschlands. Wichtig ist, das betont Arvid Weinlich gerne in froehlich-rheinischen Tonfall, dass "die Kinder nicht ihrer arabischen Herkunft entfremdet werden, sondern europaeische und arabische Bildung zu ihrem eigenem und zum Vorteil des Landes vermittelt bekommen".
"Steinige" Schulwege
Aufgrund der aktuellen politischen Lage, beklagt Weinlich, ist der Weg zur Schmidt-Schule, die im gesamten Nahen Osten hohes Ansehen genie§t, nicht immer leicht und passierbar fuer die Schuelerinnen. Mal werden vor juedischen Feiertagen †bergaenge geschlossen, mal werden Maedchen, die nicht in Ost-Jerusalem leben, "aus reiner Schikane" nicht in die Stadt gelassen. Auch hat er Mitarbeiterinnen, die sich laut Aufenthaltsgenehmigung und Passierschein nur zur Arbeitszeit in Ost-Jerusalem aufhalten duerfen und sich nach israelischem Gesetz strafbar machen, sobald sie sich vor 9 oder nach 18 Uhr noch in der Stadt aufhalten. "Das ist unser groe§tes aktuelles Problem" stellt Katholik Weinlich fest, und nun verlaesst ihn sein strahlendes Laecheln, "dass die Christen, die es sich leisten koennen, das Heilige Land verlassen haben oder es fuer die naechste Zukunft planen."
Posted by jaz at 25.10.05 17:25